Burnout ist mehr als nur ein Modewort – es ist eine diagnostizierte Realität, die viele Berufstätige weltweit betrifft.
Ursprünglich 1962 im literarischen Werk „A Burn-Out Case“ von Graham Greene eingeführt, beschreibt es die Geschichte eines Architekten, der zunehmend die Freude an seiner Arbeit verliert – ein Zustand, der heute viele Arbeitskräfte kennzeichnet. Der Psychologe Herbert Freudenberger prägte später den Begriff in den 1970ern, um die Erschöpfungszustände ehrenamtlicher Helfer zu charakterisieren.
Über die Jahre hinweg hat sich Burnout von einer Randnotiz zu einer ernsthaften gesundheitlichen Bedrohung entwickelt. Im Jahr 2018 erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Burnout offiziell in der neuesten Ausgabe der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) an, die seit Januar 2022 in allen Mitgliedsstaaten implementiert wird.
Definition
Die ICD, die „International Classification of Diseases“, ist das globale Standardwerk für die systematische Einordnung von Krankheitsbildern. Nach dieser Klassifikation wird Burnout definiert als:
„ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde, konzeptualisiert wird und sich durch drei Dimensionen auszeichnet: Gefühle der Energieerschöpfung oder Erschöpfung, erhöhte mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit und ein Gefühl der Ineffektivität und des Mangels an Leistung.“
Insgesamt wurden im Jahr 2022 schätzungsweise 216.000 Burnout-Betroffene mit insgesamt etwa 5,3 Millionen Krankheitstagen registriert ... ein Anstieg um mehr als 50 Prozent im letzten Jahrzent!
Diese Entwicklung spiegelt nicht nur die zunehmende Verbreitung der Erkrankung wider, sondern auch ein gestiegenes Bewusstsein und eine verbesserte Diagnostik.
Die Anerkennung von Burnout im ICD markiert nicht nur eine medizinische,
sondern auch eine gesellschaftliche Wende: Sie unterstreicht die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen und den Umgang mit Stress und Belastungen am Arbeitsplatz zu überdenken und setzt einen Fokus auf Prävention und eine gesündere Arbeitskultur.
Burnout beschreibt ein arbeitsbezogenes Erschöpfungssyndrom, das durch chronischen Stress verursacht wird und sich durch emotionale Erschöpfung, mentale Distanz zur Arbeit und ein Gefühl der Ineffektivität auszeichnet. Diese spezifische Kategorisierung ermöglicht eine klare Abgrenzung von ähnlichen psychischen Erkrankungen wie dem Adaptionssyndrom, Depressionen, chronischem Erschöpfungssyndrom und Angststörungen.
Die Betonung auf arbeitsbezogenen Stressfaktoren unterscheidet Burnout von anderen Erschöpfungszuständen und psychischen Erkrankungen.
Burnout entwickelt sich oft schleichend und kann über Jahre hinweg unbemerkt bleiben, was die frühzeitige Erkennung und Behandlung erschwert. Für die Betroffenen und ihr Umfeld bedeutet dies oft einen jahrelangen Leidensweg. Die Genesung dauert ebenso lange wie die Entstehung der Erkrankung, und viele Betroffene bleiben für ihr Leben von den Folgen geprägt.
Die Symptomatik von Burnout wird durch drei Leitsymptome charakterisiert: emotionale Erschöpfung, Entfremdung und Ineffektivität.
... ist das Kernsymptom und umfasst nicht nur körperliche Müdigkeit, sondern eine tiefgreifende emotionale Entkräftung.
Psychisch äußert sie sich unter anderem durch Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit und Entmutigung. Physisch manifestiert sie sich durch Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Magen-Darm-Beschwerden. Eine erhöhte Infektanfälligkeit und berufliche Überforderung verhindern oft, dass Betroffene notwendige Pausen für Entspannung und Regeneration nehmen. Oft versuchen sie, dies durch erhöhtes Engagement und Mehrarbeit zu kompensieren – ein Teufelskreis beginnt.
... führt zu einem Rückzug aus sozialen und beruflichen Beziehungen. Betroffene entwickeln eine distanzierte und gleichgültige Haltung gegenüber ihrer Arbeit und ihrem sozialen Umfeld.
Symptome der Entfremdung äußern sich in Zynismus, Sarkasmus und Aggressivität, die sich bis zur vollständigen sozialen Isolation steigern können. Diese Phase der Entfremdung kann in jedem Arbeitskontext auftreten, unabhängig von der sozialen Intensität des Berufsfeldes, sodass Burnout weder eine Managementkrankheit noch auf bestimmte Berufsgruppen reduziert ist.
... beschreibt einen Verlust des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und einen beobachtbaren Rückgang der Produktivität.
Betroffene benötigen mehr Zeit als zuvor, um Aufgaben zu erfüllen und zeigen verminderte Konzentrations-, Kreativitäts- und Entscheidungskompetenz. Selbst während längerer Erholungszeiten wie Urlaub oder langen Wochenenden gelingt es vielen nicht, neue Kräfte zu sammeln; sie leiden zunehmend psychisch und physisch, fühlen sich als Versagende und können sich nicht erholen.
Das Verstehen der oft subtilen Symptome erleichtert nicht nur die Diagnose von Burnout und hilft, die Erkrankung von ähnlichen Zuständen wie chronischen Erschöpfungssyndromen oder Depressionen abzugrenzen, sondern verdeutlicht auch die Dringlichkeit, sowohl Arbeitsbedingungen als auch individuelle Stressbewältigungsstrategien anzupassen.
Maßgeschneiderte und umfassende Prävention stärkt die Resilienz der Mitarbeitenden und fördert eine gesunde Arbeitsumgebung.
Ergänzend zur Betrachtung der tiefgreifenden Symptome von Burnout ist es ebenso wichtig, die zugrundeliegenden Ursachen zu verstehen und effektive Präventionsstrategien zu kennen.
Burnout ist eine komplexe Erkrankung, deren Ursachen in einer Vielzahl von Risikofaktoren liegen. Diese lassen sich grob in multikausale Einflussfaktoren, Umweltfaktoren, Persönlichkeitsfaktoren und Situationsfaktoren unterteilen.
Multikausale Einflussfaktoren
Die Entstehung von Burnout resultiert aus einer komplexen Interaktion zwischen persönlichen und arbeitsbezogenen Faktoren. Zu den persönlichen Faktoren gehören individuelle Einstellungen zur Arbeit, wie Perfektionismus oder ein übermäßiges Pflichtbewusstsein, die Personen anfälliger für Stress machen können. Die genetische Prädisposition kann ebenfalls eine Rolle spielen, indem sie beeinflusst, wie resilient eine Person gegenüber Stress ist. Die arbeitsbezogenen Faktoren umfassen Aspekte wie Arbeitsüberlastung, unklare Arbeitsrollen oder konfliktreiche Beziehungen am Arbeitsplatz, die alle zum Gefühl der Überforderung beitragen können.
Umweltfaktoren
Diese Faktoren betreffen die Arbeitsumgebung und -bedingungen, die das Risiko für Burnout erhöhen können. Mangelnde Anerkennung und Wertschätzung von Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen, können das Selbstwertgefühl und die Arbeitsmotivation mindern. Häufige Unterbrechungen des Arbeitsflusses und ein hoher Arbeitsdruck ohne ausreichende Erholungsphasen führen zu ständiger Erschöpfung. Ein geringer Handlungsspielraum, d.h. wenig Kontrolle über die eigene Arbeit, verstärkt das Gefühl der Machtlosigkeit. Das Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Arbeit und zur Verfügung stehenden Ressourcen und Unterstützung kann ebenfalls zu Burnout führen.
Persönlichkeitsfaktoren
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können eine Person anfälliger für Burnout machen. Personen mit hohen Werten an Neurotizismus neigen dazu, negativere Reaktionen auf Stress zu erleben und haben Schwierigkeiten, mit Herausforderungen umzugehen. Geringe Werte an Extraversion können zu weniger sozialer Interaktion und Unterstützung führen, während geringe Gewissenhaftigkeit mit einer niedrigeren Selbstregulation und Organisationsfähigkeit verbunden sein kann. Umgekehrt kann eine ausgeprägte Gewissenhaftigkeit mit extrem hoher Leistungsorientierung und Perfektionismus einhergehen. Diese und weitere Persönlichkeitsfaktoren können die Stressbewältigung erschweren und somit das Burnout-Risiko erhöhen.
Situationsfaktoren
Wie Individuen ihre Arbeitsumgebung und die damit verbundenen Herausforderungen wahrnehmen und bewältigen, hat signifikanten Einfluss auf das Stresserleben. Situationen, die als bedrohlich, unkontrollierbar oder schädlich empfunden werden, können zu anhaltendem Stress führen. Ohne wirksame Bewältigungsstrategien und ausreichende Unterstützung können solche Stresssituationen zur Entwicklung von Burnout beitragen.
Ein tiefes Verständnis der genannten Ursachen ermöglicht die Entwicklung und Implementierung effektiver Präventionsstrategien gegen Burnout. Ein ganzheitlicher Ansatz ist dabei essenziell, um sowohl auf Unternehmensebene als auch auf individueller Ebene wirksam vorbeugen zu können.
Auf Unternehmensebene
Es ist entscheidend, eine Arbeitskultur zu schaffen, die nicht nur Leistung würdigt, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden prioritär behandelt. Führungskräfte sollten eine Kultur der Anerkennung fördern, für ausreichende Ressourcen sorgen und eine gesunde Work-Life-Balance unterstützen. Zu den praktischen Maßnahmen gehören zum Beispiel klare Kommunikationswege, realistische Arbeitsbelastungen und gezielte Schulungen für Führungskräfte, um sie mit den erforderlichen Fähigkeiten auszustatten, die eine adaptive und resiliente Unternehmenskultur fördern. Dazu gehören auch Maßnahmen wie die Förderung von Empathie, Kommunikationskompetenzen und die Schaffung eines Umfelds, das Mitarbeitende ermutigt, ihre Ideen und Bedenken frei zu äußern.
Auf individueller Ebene
Trainings zur Stressbewältigung, Resilienzförderung und individuelles Coaching sind essentiell, um die persönlichen Coping-Strategien der Mitarbeitenden zu stärken. Diese Schulungen können sich auf die Entwicklung von Selbstmanagementkompetenzen, emotionale Intelligenz, konstruktive Bewältigungsstrategien und den Umgang mit Veränderungen konzentrieren. Zusätzlich können regelmäßige Selbstreflexion und das Setzen realistischer Ziele dazu beitragen, das Burnout-Risiko zu minimieren und die persönliche Resilienz zu stärken.
Durch das Verstehen der Symptome, das Erkennen von Ursachen und das Zusammenspiel von Maßnahmen auf organisationaler und individueller Ebene, kann ein robuster Rahmen geschaffen werden, der nicht nur Burnout vorbeugt, sondern auch ein produktiveres und zufriedeneres Arbeitsumfeld fördert.
Obwohl im Internet zahlreiche Fragebögen zur Selbstbewertung von Burnout verfügbar sind, sollten diese mit Bedacht genutzt werden.
Sie können zwar nützlich sein, um ein erstes Bewusstsein für potenzielle Symptome zu schaffen, sie ersetzen jedoch keinesfalls eine fachkundige Diagnose durch eine Ärztin/einen Arzt oder eine Psychologin/einen Psychologen.
Viele dieser Fragebögen sind nicht wissenschaftlich validiert und können irreführend sein, wenn sie ohne entsprechenden Kontext oder professionelle Begleitung verwendet werden.
Fragebögen sind allenfalls als ergänzendes Tool zu betrachten, nicht als ausschlaggebendes Diagnoseinstrument.
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