Emmy Werner
Pionierin der Resilienzforschung
Emmy Werner, geboren 1929 in Deutschland, erlebte eine von den Wirren des Zweiten Weltkrieges geprägte Kindheit. 1940 wanderte ihre Familie in die USA aus, wo Werner an der University of Nebraska studierte und promovierte. Geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen, widmete sie ihr berufliches Leben der Erforschung von Resilienz und deren Einflussfaktoren. Ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie hat die Grundlagen für das moderne Verständnis von Resilienz geschaffen.
Die Kauai-Studie
Im Jahr 1955 begann Emmy Werner eine Längsschnittstudie auf der hawaiianischen Insel Kauai.
Sie und ihr Team beobachteten 698 Kinder von ihrer Geburt an über einen Zeitraum von vierzig Jahren. Der Fokus lag darauf, die Auswirkungen von belastenden Lebensbedingungen auf die kindliche Entwicklung zu untersuchen und zu identifizieren, welche Faktoren es einigen Kindern ermöglichten, trotz widriger Umstände erfolgreich zu sein.
Eines der herausragendsten Ergebnisse der Studie war die Entdeckung, dass etwa ein Drittel der Kinder, die unter extrem belastenden Bedingungen aufwuchsen, sich zu kompetenten, selbstsicheren und fürsorglichen Erwachsenen entwickelten.
Diese Kinder zeigten eine bemerkenswerte Fähigkeit, Herausforderungen zu überwinden und sich anzupassen – eine Eigenschaft, die Werner als "Resilienz" bezeichnete.
Das Verständnis von Resilienz
Der Begriff "Resilienz", abgeleitet vom lateinischen „resilire“ (zurückspringen), beschreibt in der Physik die Fähigkeit eines Materials, nach der Verformung durch Druck in seine ursprüngliche Form zurückzukehren.
In der Psychologie wird dieser Begriff verwendet, um die Fähigkeit zu beschreiben, nach psychischem Stress oder Trauma zur psychischen Gesundheit zurückzukehren.
Die in der Kauai-Studie gewonnenen Erkenntnisse führten Werner dazu, die „sieben Säulen der Resilienz“ zu formulieren, die erklären, welche Eigenschaften und Umstände Menschen helfen, erfolgreich Herausforderungen zu begegnen.
Die sieben Säulen der Resilienz
1. Akzeptanz:
Die Realität annehmen, auch wenn sie schmerzhaft sein kann
2. Optimismus:
Das Vertrauen darauf, dass sich Dinge zum Besseren wenden werden und Lösungen möglich sind
3. Selbstwirksamkeit:
Die Überzeugung, dass eigenes Handeln effektiv ist und Veränderungen bewirken kann
4. Eigenverantwortung:
Die aktive Gestaltung des eigenen Lebensweges, ohne sich als Opfer der Umstände zu sehen
5. Netzwerkorientierung:
Aufbau und Pflege von positiven, unterstützenden sozialen Beziehungen
6. Lösungsorientierung:
Den Fokus auf das Finden praktischer Lösungen legen, anstatt bei den Problemen zu verharren
7. Sinngebung:
Das Entwickeln von Zielen und Ambitionen, die dem Leben Richtung und Bedeutung geben
Emmy Werner hat mit ihrer Forschung maßgeblich dazu beigetragen, das Konzept der Resilienz zu definieren und zu verstehen.
Ihre lebenslange Hingabe an die Resilienzforschung hat nicht nur unser Verständnis von Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft geformt, sondern auch prägende Einblicke in die Bedeutung von Resilienz in der menschlichen Entwicklung geliefert. Sie zeigte auf, dass Resilienz durch eine Kombination aus persönlichen Eigenschaften und unterstützenden Umweltbedingungen gefördert wird und entwickelte praktische Ansätze zur Stärkung dieser Fähigkeit bei Kindern und Erwachsenen.
Ihre Erkenntnisse bleiben ein fundamentaler Bestandteil der psychologischen Wissenschaft und beeinflussen bis heute die psychologische Forschung und Praxis. Werner betonte, dass Resilienz keine angeborene Eigenschaft ist, sondern entwickelt, trainiert und gestärkt werden kann. Das unterstreicht die Bedeutung von gezieltem Coaching und Training, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre innere Widerstandskraft aufzubauen.
Ihre Arbeit bietet wertvolle Einsichten für jeden, der sich mit persönlicher Entwicklung und Wachstum beschäftigt und zeigt, wie wichtig es ist, individuell angepasste Strategien zu entwickeln, um die unterschiedlichen Herausforderungen des Lebens erfolgreich zu meistern.
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